Montag, 30. Juli 2007
Turbo oder Regular?
Die gängige Meinung auf 2+2 ist, dass man bei den regulars eine höhere Winrate erzielen kann, da der edge gegenüber einem schlechten Spieler mehr zu Geltung kommt. Die Turbos sollen aber lukrativer sein, da man schlicht und ergreifend mehr matches pro Stunde spielen kann. Verhält sich so ähnlich wie beim 6max-multitabling: 3PTBB/100 an 6 Tischen > 8PTBB/100 an 1 Tisch.
Ich habe bis jetzt praktisch ausschliesslich regulars gespielt, mit nicht überragender aber akzeptabler winrate. Dieses Wochenende hab ich es mal mit den Turbos probiert und wurde prompt geschlachtet. Meine Strategie beinhaltet, dass ich zu Beginn, wenn die blinds tief sind, ein Bisschen experimentiere um ein Gefühl für den Gegner zu bekommen.
Callt er viel OOP?
Zahlt er zu viel für draws?
Wie reagiert er, wenn ich den Flop donke nach einem preflopraise von ihm?
Solche Sachen halt.
Das kostet zwar meistens ein paar chips, doch unter dem Strich lohnt sich diese Investition wenn man die gewonnenen Informationen richtig einsetzt.
Bei den Turbos kosten ein paar misslungene Aktionen aber sehr schnell mal 1/3 bis ½ des stacks, und keine Info dieser Pokerwelt ist so viele chips wert.
Bleibt also nicht viel übrig, als mehr oder weniger ABC-Poker zu spielen und sobald die blinds genug hoch sind eine gute push/fold-Strategie zu praktizieren.
*gähn*
Buchhalterpoker at ist best. Ist mir im übrigen auch schleierhaft, wie man überhaupt die höheren Levels schlagen kann, wenn die Gegner ein Bisschen Ahnung haben.
Darum: fuck turbos. Scheiss auf die paar cent mehr pro Stunde. Ab heute wieder regulars.
Freitag, 27. Juli 2007
Heimspiel
Seit ca. 3 Jahren führen wir wöchentlich ein inzwischen legendäres homegame durch. NL50, unverändert seit dem ersten Tag. Gute Leute, jede Menge dumme Sprüche und crazy action auf dem grünen Filz, kurz: alle Zutaten für einen kurzweiligen Abend. Um dem Spass die Krone aufzusetzen, wählt ein mal pro Monat der dealer was gezockt wird. Dealers choice also. Zur Auswahl stehen:
- NoLimit Holdem
- Limit Holdem
- No Limit Omaha
- No Limit Omaha hi/lo
- Limit Seven Card Stud
- No Limit Crazy Pineapple
- No Limit Steinhausen Holdem
- No Limit 5 Card Draw
Dass die Omaha-Varianten NoLimit und nicht PotLimit oder gar Limit gespielt werden, fördert nicht gerade den vernünftigen Umgang mit der Kohle. So war es dann auch eine Omaha-Hand, die mir einen monströsen Pot bescherte. Mein Gegner – ich nenn ihn jetzt mal "Harry" – war mir an diesem Abend durch mehrere merkwürdige min-raise-bluffs aufgefallen. Harry ist grundsätzlich dafür bekannt, je nach Laune any two bzw. any four zu spielen. Seine handselection und preflop-raising-range basieren auf einem System, das niemand ausser ihm (und nicht mal da bin ich mir sicher) jemals durchschauen wird. Böse Zungen behaupten, es sei einzig und allein vom Zufall bestimmt.
Nun gut, die Hand:
effective stacks sind ca. 90.00
Harry openraist auf 2.00 in MP
Spieler X auf dem Button callt
Ich schaue auf AKTT doublesuited im SB, raise auf 8.00
Sicher ein diskutabler raise, da ich OOP sein werde und meine Hand zwar nett, aber nicht die Bombe schlechthin ist. Meine Überlegung: Gegen Harrys raisingrange bin in meilenweit vorne, und Spieler X hätte mit JJxx – AAxx definitiv ge3bettet. Zudem bin ich beim homegame bereit zu gamblen, also easy raise.
Harry callt
Spieler X callt
Pot: 24.00
Flop: 9s 6c 2s (Ich habe KT spades)
Ein guter Flop für mich. Overpair und secondnutflushdraw. Die einzigen Hände, die ich nicht sehen will, sind sets, wrap- und/oder nutflushdraw, und Hände wie 96xx.
Ich entscheide mich dafür, 20 reinzudonken in der Hoffnung, den Pot gleich so zu nehmen. Checken will ich nicht, da es ausser einer 10 oder einem Pik nicht viele Karten gibt, die ich auf dem Turn sehen will. Worst case wäre, wenn Harry callen und Spieler X pushen würde, dann hätte ich eine ziemlich schwierige Entscheidung zu treffen.
Ich bet 20.00
Harry minraise auf 40.00
Spieler X fold
OK. Da wären wir also. Eine weitere, angenehme Eigenschaft von Harry ist es, Omaha-Hände masslos zu überspielen. Deshalb setze ich seine range wie folgt, mit absteigender Wahrscheinlichkeit:
- A9 plus komischen draw
- nackten flushdraw
- two pair
- gar nichts/bluff
- overpair
- set
Gegen diese range bin ich vorne, darum entscheide ich mich für einen push und hoffe, von A9 oder tiefem flushdraw gecallt zu werden. Und wie ich bereits gesagt hatte, deutete der minraise stark auf einen bluff hin, also sah ich eine gute Chance, den Pot hier einzusacken.
Ich all-in
Harry callt nach einigem Überlegen und zeigt....
...58xx für guthot-straightdraw...no flushdraw…
Ich: "Harry, what the fuck…?"
Harry: "Ja, ähm, draws….und so…"
Turn bringt mir den Flush und ein gigantischer Pot wandert in meine Richtung.
Ich weiss ehrlich gesagt nicht so genau, wie gut oder schlecht ich die Hand gespielt habe, aber die Tatsache, dass er mit gutshot callt, bestätigt mir doch, dass der Push nicht so schlecht war.
Mittwoch, 25. Juli 2007
bankrollmanagement? wtf?
Zu diesem Zweck hab' ich mir ein ziemlich aggressives bankrollmanagement zusammengeschustert, mit viel Raum nach unten. Das konservative bankrollmanagement für HU-SNG's empfiehlt bis zu 50 buy-ins pro Level. Pfft! Meins sieht wie folgt aus:
bankroll -> stakes
2$...100$ -> 2$
100$...200$ -> 5$
200$...400$ -> 10$
400$...600$ -> 20$
600$...1000$ -> 30$
1000$...???? -> 50$
Ich werde in nächster Zeit also wahrscheinlich munter zwischen den Levels hin- und her-switchen. Wenn ich busto gehe... was soll's. Allerdingsbraucht es schon einen äusserst heftigen downswing, dass auch mein letzter Dollar über den Tisch wandert.
Dienstag, 24. Juli 2007
Arschkäse
Irgendwie witztig - obwohl ich's nicht so ganz verstanden habe - der Kommentar eines Gegners. Ein ziemlicher Maniac, hatte nach 15 Händen seinen stack schon ca. 5 mal reingeschoben. Ich raise auf dem SB mit 10 10, er insta-all-in, ich insta-call, er zeigt A7 suited, Ass auf dem Flop, ich verliere. Sein Kommentar: "ty, butt-cheese, ur terrible."
butt-cheese? Mir wurden ja schon viele unschöne Namen gegeben, aber "Arschkäse" hat mit doch noch niemand genannt.
Freitag, 20. Juli 2007
uuund tschüss...
Let's face it: Ich bin ein Fisch. Zumindest, was Omaha betrifft. Momentan bin ich wohl auf der bösen Seite der Varianz, aber auch die vielen, vielen Fehler die ich mache, tragen bestimmt so einiges zu den roten Zahlen bei, die ich momentan schreibe. Die grossen Pots verliere ich meist durch eigenes Verschulden, auf jeden Fall sähe meine Bilanz einiges besser aus, wenn mein Mauszeiger etwas öfters den Fold-Button finden würde.
Grundsätzlich habe ich aber ein gutes Gefühl bei der Sache, daher wähl ich jetzt einfach Option c) für "ein Level runter damit ich nicht meine gesamte Bankroll unters Volk bringe". PLO10, here i come. Microstakes ahoi. Chat ausschalten, wenn ihr wisst was ich meine.
Ich mach jetzt hier einfach mal eine Ansage:
20'000 Hände PLO10, dann weiterschauen.
Das sind einige Stunden Spielzeit, denn ich kann unmöglich mehr als 3 tables gleichzeitig und auf einem akzeptablen Niveau spielen. Dann kommt noch hinzu, dass es bei praktisch JEDER PLO-Hand (auf diesem Level) einen Flop zu sehen gibt, was die Hands/hour noch mal reduziert.
Gruss & ship it
bla, bla, bla
Normalerweise läufts dann irgendwie so ab:
- Märchy spielt 3 tables
- Typ an Tisch 1 beschwert sich zum 18. Mal über sein nicht vorhandenes Glück
- Märchy sagt dem Typen an Tisch 1, er soll doch einfach die Schnauze halten und Halma spielen, wenn er mit badbeats nicht umgehen könne
- Märchy liest die Antwort und foldet nebenbei die Nuts am Tisch 2
- Typ (Tisch 1) erzählt, was er angeblich letzte Nacht mit Märchys Mutter gemacht hat.- Märchy callt mit 56th nuts ein all-in des ultra-TAG am Tisch 3
- Märchy ignoriert Aggressor von Tisch 1 BEWUSST, was seine ganze Konzentration erfordert.
- Märchy's Zeit läuft am Tisch 2 ab, weshalb AAKK doublesuited gefoldet wird.
- Märchy versucht sich wieder zu konzentrieren, was auch gelingt, allerdings nur so lange, bis sich Tisch 1 mit bestenfalls durchschnittlilchen Beleidigungen wieder meldet.
- undsoweiterundsofort
- Märchy: -5 stacks.
Mit der Zeit merkt man, dass 99% der Chatter sich immer wiederholdenden Mustern folgen, so dass man die Schwätzer grob kategorisieren kann:
Der Klugscheisser
Kennt die odds für einen flushdraw und lässt das den Tisch in regelmässigen Abständen wissen. Gibt hilfreiche Tipps an nicht ganz so talentierte Spieler wie "lol, keep on calling, in the long run you lose all your money!". Das "lol" kommt in praktisch jedem Satz vor und ist ein Zeichen der Verachtung gegenüber dem ungebildeten Durchschnittsspieler. Sehr verbreitet, nervt extrem, bringt mich von 0 auf 180 in 0.012 Sekunden.
Zitate:
"lol, nice preflop-raise with 95!!"
"lol, you didnt have the odds to call!!!"
"lol"
"lol, nice hand!!"
"lol, what a joke!"
"lol, all-in with 1 pair!!"
Die Heulsuse
Der unglücklichste Pokerspieler ever. Verliert jeden coinflip, hat einen downswing seit 8 Millionen Händen.
Zitate:
"i had KK vs AA 65 times today. Lost every single time."
"i always lose with aces"
"i fold the best hand because you will outdraw me."
Der Verschwörungstheoretiker
Naher Verwandter der Heulsuse. Nur hat er einen Schuldigen: den pokerroom.
Zitate:
"Riverstars"
"rigged!"
"i played on 200 other sites, none of them was nearly as bad as this one."
In dem Sinne: "stfu and play poker"
Gruss & ship it
Montag, 16. Juli 2007
Omahahaha
a) Pleite bin oder
b) genügend Erfahrung und Sicherheit gewonnen habe, um ein Level aufzusteigen.
Eins habe ich ziemlich schnell gelernt: Wer Omaha spielt, muss gute Nerven haben. Da die Varianz riesig ist, sind gigantische swings keine Seltenheit. Ich habe zwar erst ca. 5'000 Hände gespielt, doch musste ich dies bereits am eigenen Leib erfahren. Auf einen netten upswing gleich zu Beginn (+12 stacks) folgte ein weniger netter downswing von ca. 14 stacks. Dass ich noch nicht broke bin, verdanke ich allerdings grösstenteils der Tatsache, dass die meisten Gegner noch weniger Ahnung vom game haben als ich. Danke, Jungs.
Doch nicht nur bankrolltechnisch gehts tierisch rund, oftmals sind einzelne Hände die reinste emotionale Achterbahnfahrt.
Beispiel:
LAG in early position raist, ich 3-bette auf dem CO mit 9 9 8 7 double suited.
callingstation im BB callt
LAG callt
Flop: Kh 9s 2s
Wohlige Wärme breitet sich im ganzen Köper aus. Middle-Set auf semigefährlichem board, damit kann ich mehr als gut leben. Just gimme them money, ihr Fische.
check, check, ich bette Pot
call, call. Was sonst.
Turn: Js
Verfi***te Scheisse. Jedes verdammte Mal passiert das. Flush. Auf jeden. Ich möchte heulen und nie wieder Poker spielen.
check, check, ich checke auch, ein wenig angepisst.
River: 2d
What a beauty! Die Welt ist wieder in Ordung. Omaha ist so easy.
BB checkt, LAG checkt, ich schiebe das Zeug rein, BB callt (what a clown, kann sich nicht von seinem J-high flush trennen!), LAG foldet.
BB zeigt: A 7 2 2 für quads. Nice hand, sir.
So (oder so ähnlich) geht das die ganze Zeit. Von himmelhoch jauchzend über zu Tode betrübt zu ernüchtert innerhalb weniger Sekunden. Omaha-Profis müssen eiskalte Gefühlskrüppel sein, und genau das will ich auch werden. Aber so was von.
Gruss & ship it
Erster!
...mal abgesehen von den geschätzen 23 Millionen die es bereits gibt.
Jaja, ich weiss, jeder tut es, und das letzte, was die Welt jetzt braucht, ist ein weiterer Pokerblog. Ist mir aber relativ egal. Inspiriert von Blog-Grössen wie Florian, Ali KGB und natürlich Überblogger Phred werde ich hier meinen Beitrag dazu leisten, dass der Nachschub an überflüssigen Informationen im Internet niemals versiegen möge.
Nun gut. Kurz noch ein paar Worte zu meiner Person:
Poker spiele ich nun seit ca. 3 Jahren, online sind es jetzt vielleicht 2 Jahre, so genau weiss ich das nicht mehr. Dass ich nach 2 Jahren online-poker noch immer micro- und low-stakes spiele, hat vor allem einen Grund: Disziplinlosigkeit. Vielleicht ist es auch fehlendes Talent oder schlicht Dummheit, ich bevorzuge aber Disziplinlosigkeit. Das klingt, als könnte man daran noch etwas ändern.
Auf jeden Fall zieht sich ein Verhaltensmuster wie ein roter Faden durch meine bisherige "Karriere": Ich starte topmotivert in ein neues Gebiet (Limit Holdem, NoLimit Holdem, heads-up, Omaha, etcetc...) arbeite mich von ganz unten nach oben, kassiere einen downswing, hab' keine Lust mehr, nächstes Abenteuer.Die Folge ist offensichtlich: Ich kann alles ein Bisschen aber nichts so richtig. Bankrolltechnisch kommt man so natürlich auch auf keinen grünen Zweig. Höchststand meiner bankroll war ca. 2'700$, seit Monaten pendle ich nun um die 1'000$-Grenze.
Grundsätzlich halte ich es beim pokern wie ihm richtigen Leben: Sobald's nach Arbeit riecht, bin ich weg. Will sagen: 3 Stunden pro Tag hochkonzentriert 8 tables zu grinden ist einfach nicht mein Ding. Ich bin mit Leib und Seele Pokerspieler und liebe alles, was mit dem Spiel zu tun hat. Deshalb soll es in erster Linie Spass machen.
So, genug gschwafelt. Vielleicht hab ich von dieser Bloggerei auch schon nach 3 Einträgen die Schnauze voll, ich rate euch also, den Blog TÄGLICH zu lesen, denn jeder Eintrag könnte der letzte sein ;)
Gruss & ship it
PS: beinahe vergessen: Ich bin Gründungsmitglied und Admin von raise.ch, dem Pokerforum mit den attraktivsten usern der Welt. Wer noch keinen account dort hat, soll diesen unhaltbaren Zustand bitte schleunigst beheben.